Donnerstag, 28. Juni 2007

Was bedeutet Studie für mich?

Heute bin ich also zu Kriebel-Schmitt, um die Formule für die DHSG-Studie auszufüllen.

Nach einer obligatorischen Blutabnahme sitze ich im Wartezimmer und lese ein Buch, das ich mir vor gut 5 Jahren gekauft, aber erst jetzt in die Hand genommen habe. Ich muss ständig lachen. Aber das erscheint mir im Wartezimmer einer onkologischen Praxis nicht sehr angebracht, so dass ich nur still vor mich hin grunze. Aber auch das bleibt nicht ungehört, und so meint die Mittdreißigerin irgendwann, sie müsste dieses Buch ja wohl auch mal lesen. Ich beschreibe ihr kurz den Inhalt, und als sie sich gerade den Titel aufschreibt, schaut Frau Kriebel-Schmitt rein und sagt "Ach, das ist ja schön - da brauch ich Sie gar nicht mehr miteinander bekannt machen".

Frau Wissmann hat praktisch parallel mit mir dieselbe Diagnose gestellt bekommen. Sie hat es allerdings sehr viel schlimmer getroffen, denn bei ihr wurde der Primärtumor nur zufällig durch eine andere Untersuchung gefunden, und das in einem weit fortgeschrittenerem Stadium.

Sie bekommt heute bereits ihre zweite Chemo und hat die erste nach eigener Aussage ganz gut verkraftet. Das lässt mich hoffen, dass bei meiner geringer dosierten Chemo sich die Nebenwirkungen wirklich in Grenzen halten.

Frau Kriebel-Schmitt erläutert mir nochmal das Prozedere der Studie. Neben der Erfassung aller möglichen persönlich und gesundheitlichen Daten gibt es keinerlei "Nachteile" für mich. Die spätere Nachsorge erfolgt über 10 Jahre und wird selbstverständlich dokumentiert. Auch ohne Studienteilnahme sollte man freiwillig 10 Jahre lang regelmäßig zur Nachsorge, aber innerhalb der Studie verpflichtet man sich dazu.
Der einzige Mehraufwand für mich ist, dass ich regelmäßig Fragebögen ausfüllen werde. Ansonsten werde ich nicht besser oder schlechter therapiert.
Das gilt jetzt speziell für die HD13-Studie, weil dort neben der Standardtherapie nur noch der eine Studienarm existiert, bei dem die Zwischenergebnisse bereits eine gewisse Sicherheit bezüglich des Therapieerfolgs ergeben. Bei anderen Studien kann die Chemo durchaus stärker sein als die Standardtherapie, wenn auch in ethisch vertretbarem Rahmen. Aber z.B. wurden zwei Studienarme der HD13-Studie Ende 2006 geschlossen, weil bei den Studienteilnehmern offensichtlich eine (sehr geringe) Steigerung der Rückfälle nach Therapieende erkannt wurden.

Es ist also eine ganz individuelle Entscheidung, ob man an der Studie teilnehmen möchte oder nicht. Auf jeden Fall wird man absolut genauso gut therapiert, wenn man nicht teilnimmt.

Wenn ich schon an diesem verdammten Krebs erkrankt bin, dann möchte ich gerne dazu beitragen, dass die Therapie in Zukunft noch erfolgreicher und besser verträglich wird. Ich bin bereit, ein gewisses überschaubares Risiko dafür in Kauf zu nehmen. Bei größeren Risiken hätte ich vielleicht anders entschieden. Aber in diesem Fall mache ich mit...

Leider erfahre ich erst am Montag, in welchen Studienarm mich der Zufall lenkt. Bis dahin gibts nur allgemeine Infos.
Am Montag geht es um 9Uhr morgens los. Ich bin gespannt...

Keine Kommentare: