Montag, 2. Juli 2007

Chemo V1.1

Heute hatte ich meinen ersten Chemotermin.

Um 9Uhr bin ich zur Praxis, um 12Uhr war ich bereits wieder zuhause. Momentan geht es mir wunderbar, ich verspüre keine Übelkeit oder andere unnormale Gefühle.

Als ich in der Praxis ankam war ich schon ziemlich aufgeregt. Dummerweise war heute ein recht chaotischer Tag in der Praxis, denn die nette Bedienung war leider alleine und hatte dabei 10 Gäste, denen sie die Cocktails anrühren und an die Liegestühle bringen musste. Aber sie hat das alles sehr nett und locker gestaltet. Überhaupt ist die ganze Stimmung dort sehr angenehm und überhaupt nicht verkrampft oder angespannt.

Jetzt habe ich auch noch so einen superalten Schrottstuhl bekommen, den man in keinster Weise verstellen kann. Alle anderen sitzen auf den hyperbequemen Liegesesseln mit dicken Kissen und bequemer Beinablage. Aber OK, ich bin mit Abstand der jüngste Patient im Raum, in einem Bus würde ich jedem der anderen sofort meinen Platz anbieten.

So richtig entspannend ist das Rumsitzen da nicht, auch wenn man sich ein schönes Buch mitnimmt - dösen ist schon gar nicht drin. Denn ständig geht bei irgendeinem der Anwesenden der Alarm los, weil die Infusion leer und der nächste Beutel dran ist.

Die begleitenden Medikamente (Ondansetron und Fortecortin) und die einzelnen Bestandteile der Chemo (Adriamycin, Vinblastin und Dacarbazin) kommen in Beuteln und werden als separate Infusionen intravenös in jeweils genau bestimmter Zeit verabreicht. Dabei steuert eine Infusionspumpe die Geschwindigkeit, mit der das Zeug einläuft.

Bei den einzelnen Infusionen merke ich nichts, außer beim Vinblastin. Der Kunststoffbeutel ist im Gegensatz zu den anderen mit Alufolie umwickelt, was wohl der Kühlung dient, aber einen sehr geheimnisvollen Eindruck auf mich macht. Meine Phantasie beginnt schon wieder wilde Agentenstories zu entwickeln, ich glaube das liegt an dem Kram den ich vorher bekommen habe.
Bestärkt von der Vorstellung, die Alufolie solle etwas Schreckliches vor mir verheimlichen, bilde ich mir leichte innere Schmerzen ein. Das Zeug scheint mir regelrecht den Arm hochzukriechen. In Wirklichkeit besteht die Flüssigkeit nämlich aus unzähligen vielbeinigen Insektenmonstern, die mit ihren Beißwerkzeugen meine Venen von innen auffressen. Dieser Schmerz zieht sich bis in den Brustbereich, aber verebbt auch nach ca. 10 Minuten wieder. Die Insektenmonster mögen mich wohl doch nicht...

Tja, das war dann auch das erste Mal, dass ich die negativen Auswirkungen der Chemo gespürt habe. Auch wenn ich ja vorher wusste dass es nicht grade lustig wird, war ich in diesem Moment doch etwas überrascht und auch ängstlich. Wirds noch schlimmer oder hört es vielleicht gar nicht mehr auf? Ich hoffe es bleibt dabei...


Nach der Chemo bekomme ich einen Haufen Rezepte, die ich bei der benachbarten Apotheke abgebe. Sie enthalten alle Medikamente und Hilfsmittel für die Infusionen des ersten Zyklus. Zusammen beläuft sich die Zuzahlung auf knapp 90 Euro - holla. Mal schaun ob ich das von der Kasse zurückbekomme, aber ich befürchte nicht.
Für die eventuell auftretende Übelkeit in den nächsten 3 Tagen bekomme ich Tropfen (MCP Hexal, ein Magen-Darm-Mittel) und - für den Fall dass es wirklich schlimm kommt - Tabletten (Zofran). Die Tabletten sollen üble Verstopfungen erzeugen, aber das soll immer noch besser sein als die Übelkeit. Ich bin wieder einmal sehr gespannt...

Weil ich ein leichtes Unwohlsein verspüre, nehme ich gegen 13Uhr und nochmal um 16Uhr die Tropfen. Aber das könnte auch einfach Hunger sein, mein Bauch fühlt sich regelrecht leer an und er grummelt ständig.

Sonst fühle ich mich blendend. So soll es sein - und bleiben!

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