Dienstag, 19. Juni 2007

Punktlandung ohne zu steuern

Heute war ich in der Nuklearmedizin der Uni-Klinik zum PET/CT.

Bei dieser Aufnahme wird eine radioaktiv markierte Glukoselösung intravenös gespritzt, die dann innerhalb einer knappen Stunde vom Gewebe aufgenommen und dort verstoffwechselt wird. Die dabei abgegebene Strahlung wird vom PET aufgezeichnet. Tumorgewebe kann dann leicht erkannt werden, weil es einen erhöhten Stoffwechsel aufweist und deshalb stärker strahlt als das umgebende Gewebe. Um das erhaltene Strahlungsbild anatomisch zuzuordnen, wird es über das im selben Durchgang erstellte CT-Bild gelegt.

Das Problem für mich als Diabetiker ist dabei folgendes:
Die Glukoselösung muss vom Gewebe aufgenommen werden. Wenn ich aber einen Blutzuckerspiegel über 150 habe und das Gewebe quasi "gesättigt" ist, kann es die radioaktive Lösung nicht mehr aufnehmen. Das Bild hat dann nicht genügend Kontrast.
Also muss ich gegen 9 Uhr nüchtern sein und einen Blutzucker unter 150 haben.

Gleichzeitig darf ich das Ziel aber nicht erreichen, indem ich Insulin spritze. Denn dadurch würde die gespritze Glukoselösung verstärkt in der Muskulatur aufgenommen werden. Der Effekt wäre, dass die strahlende Muskulatur eine Art Schutzschild bilden würde, durch den man nichts anderes mehr sehen könnte.
Weil das Insulin ungefähr 3 Stunden lang wirkt, darf ich also entsprechend lange vor dem PET/CT nichts spritzen.

Dummerweise hat jeder Mensch morgens immer eine starke Ausschüttung von Wachstumshormen, u.a. Testosteron und Adrenalin. Beides sind Antagonisten vom Insulin, und so hat man morgens immer einen stark erhöhten Bedarf an Insulin. Das kann auch nicht durch das abends gespritzte Basalinsulin abgefangen werden, weil es einen ziemlich gleichmäßigen Verlauf aufweist. Normalerweise spritze ich halt morgens das schnelle Insulin zur Kompensation und alles ist OK. Aber heute darf ich das nicht.

Ich darf nichts essen, nichts spritzen und muss um punkt 9Uhr einen idealen Blutzucker haben. Eigentlich vollkommen unmöglich.

Bis ca. 8 Uhr haut alles gut hin. Um 5 Uhr morgens messe ich, habe einen tollen Wert von 108 und spritze das letzte Mal vor der Aufnahme 10IE - denn garantiert wird der Zucker sonst steigen.
Um 7 Uhr stehe ich bei 89, im Krankenhaus um 8 Uhr aber schon wieder bei 125, um 8:20 dann schon bei 146. Na toll.

Mir werden 3IE Insulin intravenös gegeben, und das wirkt natürlich richtig schnell: um 8:50 stehe ich wieder bei 108. Aber ich muss noch warten, bis das Insulin weg ist. Schon um 9:15 habe ich wieder 136, und daran sieht man mal die Kraft der Wachstumshormone - seit gestern abend 21Uhr habe ich nichts mehr gegessen, und trotzdem steigt der Blutzucker wie wild.

Jetzt muss alles ganz schnell gehen: ich kriege sofort die Glukoseinfusion über einen Zeitraum von 25 Minuten, wobei ich in einem gemütlichen Sessel sitze. Anschließend braucht es nochmal eine gute halbe Stunde, bis sie überall im Körper verteilt ist. Dann komm ich in den Apparat.

Für die knapp 30minütige Aufnahme liege ich auf dem Rücken und muss die Arme überm Kopf halten, ohne mich auch nur ein wenig zu bewegen. Das ist recht unangenehm, weil meine linke Schulter gerne mal auskugelt. Ganz sicher passiert das jetzt natürlich nicht, es ist nur eine Kopfsache. Und trotzdem ist es kein schöner Gedanke wenn man sich vorstellt, dass einem mitten in der engen Röhre die Schulter auskugelt.
Nun gut, stattdessen bin ich dann mal schnell eingeschlafen, und nach gefühlten 5 Minuten war alles vorbei.

Das wars dann auch, ich darf nach Hause. Ein interessanter Tag...

Keine Kommentare: