Mittwoch, 6. Juni 2007

Diagnose: Diagnose

Die letzten drei Tage habe ich in Wartezimmern verbracht.

Montag beim Pulmologen und beim Kardiologen, Dienstag und Mittwoch beim Radiologen.

Für den Lungenfunktionstest setzt man sich in einen gläsernen Kasten und atmet nach Aufforderung ein und aus. Das ganze dauerte inklusive Warten eine gute halbe Stunde. Der Arzt wollte noch mit mir sprechen. Sicherlich nur, um mehr Geld von der Kasse zu bekommen. Die Gesprächsthemen bewegten sich von "Kosten und Nutzen von Heftauslagen im Wartezimmer" über "Beratungsansätze im ertragsorientierten Praxismanagement" sowie "Ergonomie von Computertastaturen" hin zu "Schlaf-Apnoe bei krebskranken Diabetikern", um mit einem "Eine schöne Lunge haben Sie da. Tschüss" zu enden. Zwischendurch war da noch ein "Ach, Sie haben Morbus Hodgkin? Naja, is ja nich so schlimm.".

Der anschließende Besuch beim Kardiologen war da viel langweiliger. Kurz mit dem Ultraschall das Herz angeschaut (toll, ich habe meine Herzklappen klappern gesehen), dann ans EKG. Alles im grünen Bereich, das habe ich direkt erfahren. Gar nicht überraschend, dass auch dieser Arzt sich sehr gerne in einem anschließenden Gespräch von mir erzählen lässt, wo ich denn arbeite und wie es mir denn jetzt so geht - obwohl, ist ja nur Hodgkin, "das ist ja ein ganz leichter Krebs". Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die radiologische Praxis ist faszinierend straff organisiert, bei dem Bearbeitungstempo wird mir fast schwindelig.
Am Dienstag war erstmal ein CT von Thorax und Abdomen dran. Soweit nichts Aufregendes, ich musste nur vorher innerhalb einer Stunde zwei halb-liter-große Becher mit Kontrastmittel trinken. Hat nicht wirklich ekelig geschmeckt, mehr hätte ich aber auch nicht runtergekriegt. Nach 20 Minuten waren die Aufnahmen im Kasten, inklusive Wartezeit hat mich alles zusammen knapp 2 Stunden gekostet.

Heute war es dann schon spannender. Zuerst ein CT vom Hals, wobei mir das automatisch infusierte Kontrastmittel die Innereien wärmte. Ein komisches Gefühl. Der Venenzugang blieb anschließend drin.
Danach kam ein ödes Thorax-Röntgen dran, von hinten und der Seite.

Anschließend sollte das Skelettszintigramm erstellt werden.
Ich musste mich in einen ganz winzig kleinen Raum setzen. Zwei glatzköpfige Muskelmänner schleppten mit vereinten Kräften einen stahlummantelten Kasten herbei und eine kleinschmächtige alte Frau mit Tränensäcken bis zum Knie gab irgendwo hinter vorgehaltener Hand eine 64stellige Geheimzahl ein. Unter markerschütterndem Knarzen wurde der schwere Deckel geöffnet und ein dicker, grobgegossener Bleibecher von beträchtlicher Größe kam zum Vorschein. Er enthielt eine dickmetallige Spritze, an deren Ende eine mindestens sehr lange und sicherlich fingerdicke Kanüle mit drei eisernen Bolzen angeflanscht war. Und dann wurde mir das supersicherheitsabgeschirmte Plutoniumdestillat direkt von hinten durch die Brust ins Gehirn gespritzt. Das war gegen 11Uhr heute morgen. Ich glaube das Zeug wirkt immer noch...

Ganz fix musste ich dann schnell zu einem Weichteilszintigrafen. Jedenfalls ist das Kontrastmittel sehr schnell in allen Weichteilen, Organen etc., so dass man dieses Gewebe sofort "aufnehmen" kann. Die Aufnahme dauerte nur 5 Minuten.

Danach war dann eine knapp 4stündige Wartezeit angesagt, die ich auch zuhause verbringen konnte - bislang waren alle Arztbesuche innerhalb von 5 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen. In dieser Zeit wandert die radioaktive Lösung ins gesamte Skelett, welches dann regelrecht leuchtet.
Die Skelettszintigrafie dauert 2 mal gut 20 Minuten, einmal fährt der Apparat oberhalb und einmal unterhalb den ganzen Körper entlang. Der Kopf wird separat umkreist, dann ist auch alles fertig.

Das war ein sehr spannender Tag beim Radiologen, den ich nicht durch öde Arbeit beenden wollte - also ab zum Hafen für ein Bierchen in der Sonne. Und über das Fronleichnamwochenende fahren wir schön zu Tinas Muddi nach Lutzhorn. Das wird schön, das Wetter wird sicher auch super...

Keine Kommentare: